Interview mit dem Titelverteidiger Helmut Conrad
»Ich laufe sehr gerne im Harz«
Noch rund ein halbes Jahr, dann steht die größte Orientierungslauf-Veranstaltung, die es je in Deutschland gegeben hat, ins Haus: Die Senioren-Weltmeisterschaften, die vom 1. bis 8. Juli im Harz ausgetragen werden. Mehr als 4000 Teilnehmer werden zu der Veranstaltung erwartet, wenn eine Woche lang die Senioren-Weltmeister in den verschiedenen Altersklassen zwischen 35 und 95 in den Disziplinen Sprint und Langstrecke ermitteln.
In einer der teilnehmerstärksten Klassen geht ein Lokalmatador als doppelter Titelverteidiger an den Start: Helmut Conrad.
Der 71-Jährige gewann in den beiden vergangenen Jahren Gold sowohl im Sprint als auch auf der Langstrecke. Wobei „in den Harz kommen“ eigentlich auf den heutigen Bad Schandauer, der seit mittlerweile 50 Jahren für den USV TU Dresden läuft, nicht zutrifft. Conrad ist gebürtiger Quedlinburger. Das gibt seiner Vorfreude auf die Heim-WM einen zusätzlichen Vorschub, wie er im Interview verrät.
Was erhoffst Du Dir von der Senioren-WM im Heimatland?
Es werden hoffentlich sehr schöne Läufe und sicher auch sehr schöne Gelände, in denen wir laufen.
Da kannst Du Dir als gebürtiger Harzer fast sicher sein, oder?
Ja, ich habe 1958 bei SV Wissenschaft Quedlinburg mit Orientierungslauf angefangen und bin dann des Studiums wegen 1962 nach Dresden gegangen. Die Gelände um Quedlinburg habe ich immer geliebt. Aber ich war auch 2003 und 2011 bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Harzburg. Ich laufe sehr gerne im Harz.
Lastet dann nicht auch ein gewisser Druck, dass man vor der Haustür besonders gut sein will?
Der Druck ist immer da. Ich möchte natürlich immer eine gute Platzierung erreichen. Es bleibt etwas die Angst, dass man die Konzentration verliert und gerade gegen Ende des Rennens einen Fehler macht. Gerade im Sprint geht es um Sekunden. 2008 wurde in Portugal das erste Mal der Sprint bei einer Senioren-Weltmeisterschaft ausgetragen. Da bin ich im Finale zu einem Posten an einer falschen Hausecke gelaufen. Und schon waren die Chancen auf einen Titel dahin.
Jetzt trittst Du aber als Titelverteidiger an.
Ja, ich habe sowohl 2010 in der Schweiz als auch 2011 in Ungarn sowohl den Sprint als auch die Langstrecke in der Herren 70 gewonnen.
Waren das Deine größten Erfolge?
Ja, obwohl: Ich habe in den 60er Jahren bei einem großen Orientierungslauf im Fläming zwischen Dessau und Potsdam mal einen sehr guten Schweden geschlagen. Da war ich natürlich in Schweden in aller Munde. Als ich dann ab 1990 selber in Schweden laufen konnte, sah das dann etwas anders aus.
Apropos Schweden, das ja als eines der Mutterländer des Orientierungslauf gilt: Kommt aus Schweden dieses Jahr die größte Konkurrenz?
Ich glaube, die Schweizer sind in meiner Altersklasse stärker. Da war letztes Jahr ein Schweizer ganz nah an mir dran.
Und Du hast ja über Jahre Vergleichswerte sammeln können, oder?
Ja, seit 1990 habe ich fast jede Senioren-Weltmeisterschaft, wenn sie nicht in Übersee war, mitgemacht.
Jetzt gibt es erstmals eine Senioren-Weltmeisterschaft im Orientierungslauf in Deutschland. Kann man das Profis, Gelegenheits-Orientierungsläufern und auch weniger Geübten sowie Zuschauern empfehlen?
Ja, ich kann jedem nur empfehlen, in den Harz zu den Senioren-Weltmeisterschaften zu kommen. Nach allem, was ich von den Vorbereitungen bisher gehört habe, wird es eine wirklich gute Veranstaltung.