Interview mit Bronze-Gewinnerin Frauke Schmitt Gran
»Ich freue mich, Freunde und Bekannte bei der WMOC 2012 zu treffen!«
Die aus Deutschland stammende Orientierungsläuferin Frauke Schmitt Gran und ihre Familie möchten sich die diesjährige WMOC in Bad Harzburg nicht entgehen lassen. Sie lebt seit 20 Jahren in Norwegen und startet für den Verein Halden Skiklubb. Ihre Vorfreude, Ziele und Einschätzung der Konkurrentinnen ihn ihrer Altersklasse Damen 40 verrät uns Frauke ausführlich im Interview.
Was bedeutet für dich die Teilnahme an der WMOC 2012 in deinem Heimatland?
Dass die WMOC in Deutschland stattfindet bedeutet für mich hauptsächlich, dass ich erwarte, unter den Veranstaltern und Teilnehmern viele alte Freunde und Bekannte zu treffen. Darauf freue ich mich!
Jetzt gibt es erstmals eine Senioren-Weltmeisterschaft im Orientierungslauf in Deutschland. Kann man das Profis, Gelegenheits-Orientierungsläufern und auch weniger Geübten sowie Zuschauern empfehlen?
Ja, ich gehe davon aus. Und ich habe das auch gemacht und werde es weiterhin tun. Ob natürlich für die Zuschauer soviel passieren wird, bei den Wettkämpfen, weiß ich nicht. Für all die anderen genannten passt die WMOC. Und alle, auch die Zuschauer, können nach den Wettkämpfen den Harz genießen.
Hast du bestimmte Ziele, die du bei den Wettkämpfen erreichen möchtest?
Nein, eigentlich nicht. Meine Ambitionen erwachen im Moment meistens erst an der Startlinie… Aber ins A-Finale will ich schon kommen. Ich trainiere 1-3x die Woche. Das beste Training ist dienstags, wenn ich mit meinem Sohn Olav, der dieses Jahr 14 wird, und der Jugendgruppe von Halden Skiklubb Intervalle laufe.
Wir möchten natürlich eine Veranstaltung ausrichten, die Kultur, Natur und Sport verbindet. Unser Rahmenprogramm ist gespickt mit vielen Harzer Showacts. Ist es für dich wichtig neben dem Gelände, die Region und deren Kultur bei solchen OL-Events kennen zu lernen?
Ich kenne den Harz schon etwas und war schon mehrmals da. Klar, die schöne Harzer Landschaft und die Möglichkeiten, neben OL noch vieles Anderes zu unternehmen, sind ein wichtiger Teil der Entscheidung, am WMOC teilzunehmen.
Ich komme mit der ganzen Familie, d.h. mit Mann und drei Kindern. Wir werden uns auf kinderfreundliche Aktivitäten konzentrieren. Ich denke da z.B. an einen Ausflug zum Brocken
und nach Thale mit Hexentanzplatz und Rosstrappe. Je nach Wetter wird sich auch Gelegenheit zum Baden finden. Einen Kletter- /Hochseilgarten soll es auch geben, in St. Andreasberg. Und bei passender Länge werden die Kinder einen kleinen Rundgang durch die Altstädte von Goslar und Quedlinburg auch schön finden.
Orientierungsläufer aus 42 Nationen werden sich den anspruchsvollen Wettkämpfen stellen. Glaubst du, dass die Norweger einen entscheidenden Einfluss auf die Titelvergabe haben und mit dem Harzer Gelände zurechtkommen?
Natürlich werden einige Norweger bei der Medaillenvergabe mitmischen. Wie viele, hängt davon ab, wer teilnimmt. Es gibt viele richtig fitte Norweger in den Altersklassen. Besonders ab D/H50. Wer jedoch die Allerbesten sind, und wer von denen in den Harz kommen wird, weiß ich nicht: Ich habe im Moment mehr Übersicht über die Ergebnisse in der H13-14 als in der H60.
Die norwegischen titelverteidigenden Damen kommen wieder: Kari Natvig, D50 Sprint und Torid Kvaal D65 Sprint (und 5. Lang). Torid rückt zudem in die D70 auf. Damit muss sie mit dem Favoritenstempel zurechtkommen. Anton Bjartnes, 2011 Sieger H45 Lang, dieses Jahr H50, ist bisher nicht gemeldet. Angemeldet sind dagegen Unni Strand Karlsen, 3. D55 Sprint; Svein Jacobsen, letztes Jahr in der H60 Lang vierter; Anders Taraldrud, 5. und 6. in der H70.
Gerd Björseth, 2. in D55 Lang, hat sich bisher noch nicht wieder angemeldet. Gerd hat früher in Halden gewohnt, und lief in meinen ersten Halden-Jahren noch für Halden Skiklubb.
Du bist verheiratet mit Bjørn Axel Gran. Er ist Norweger und war Herrennationaltrainer von Deutschland. Welche Verbindung hat Bjørn heute noch zum Orientierungslauf in Deutschland?
Bjørn Axel und unser Sohn Olav sind öfter zum OL in Deutschland. Sie laufen beide für den SC Dresden-Niedersedlitz, und haben die letzten Jahre regelmäßig an der Lang-DM teilgenommen. Das ist ihre jährliche Männer-Reise :-)
Orientierungslauf ist einerseits ja auch Familiensport. Laufen eure drei Kinder auch schon OL-Wettkämpfe?
Wie schon mehrmals erwähnt, macht Olav, der Älteste, viel OL. Er trainiert auch regelmäßig. Marieluise, 10 Jahre, spielt hauptsächlich Fußball. Sie macht aber auch OL, wenn wir alle zusammen zu einem Wettkampf fahren. In der D10 kommt sie gut zurecht. Unsere kleinste, Sigrid, 6 Jahre, freut sich darauf, dass sie dieses Jahr endlich „ordentlich“ OL machen darf, auf der Anfänger-Bahn für Kinder, mit Begleitung.
Bist du schon im Harz einen Orientierungslauf gelaufen und wenn ja, welche Erinnerungen hast du daran?
Ja, ich bin schon einige Male im Harz gelaufen. Besonders an die letzte DDR-Meisterschaft 1990 und den Weltcup 1994 erinnere ich mich gut und gerne. Ca. Mitte der 80er war ich zum ersten Mal im Harz, zu einem Kader-Trainingslager. Und 2001 im Februar waren wir wieder im Trainingslager, das war mein Letztes in Deutschland.
Ich erinnere mich auch gut an einen Zelturlaub mit Bjørn Axel im Harz, Anfang oder Mitte der 90er. Da waren wir im Ostharz und machten Tageswanderungen, z.B. zur Rosstrappe.
Dein sicher größter Erfolg im Orientierungslauf für Deutschland war die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften 1999 auf der Kurzstrecke in Inverness/ Scotland. Reizt es einen da nicht noch eine Medaille bei Weltmeisterschaften (Seniorenweltmeisterschaften) zu erreichen?
Ich muss ehrlich sagen, dass mir seit dem 3. Kind die Motivation zum Training fehlt. Damit ist eine WMOC-Medaille nicht aktuell. (Von nix kommt nix…)
Was schätzt du, sind die größten Konkurrentinnen in deiner Altersklasse W40?
Ich kann sagen, wen ich für Favoriten halte.
Mein heißester Tipp ist Monika Depta. Die ist fit und beherrscht das Harzer Gelände! Sie hat letzten Sommer beim 5-Tage-OL in Uslar die D21 mit über einer Stunde Vorsprung gewonnen. Und ist völlig andere km-Schnitte gerannt als wir Damen in der D40.
Anna Gornicka-Antonowicz ist gut. Sie hat vor zwei Jahren sowohl Sprint als auch Lang gewonnen. Anke Xylander und Anke von Gaza sind auch gut. Beiden traue ich zu, dass sie sich gut auf die WMOC vorbereiten und extra viel trainieren. Cornelia Eckardt ist auch immer fit.
Unter den angemeldeten Schwedinnen, Finninnen und Schweizerinnen fallen mir keine Namen auf. Bei den Norwegerinnen ist bis jetzt nur eine Dame gemeldet, in der D40.
Was macht für dich einen guten OL-Wettkampf aus?
Im Moment, mit meinen aktuellen Interessen: Schönes Gelände, O-technisch anspruchsvolle Bahn, Kinderbetreuung, Kinder- und Jugendbahnen, Sonnenschein.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Resi Rathmann