Geschwind durch Goslars Gassen
Im Höchsttempo sausten die Läufer beim WMOC-Sprint-Finale durch die Gassen von Goslar. Über Kopfsteinpflasterpassagen ging es, über kleine Brücken oder hinein in versteckte Hinterhöfe. Oft galt es gar, sich an den Fachwerkhäusern der Altstadt, die Weltkulturerbe der UNESCO ist, vorbeizuschlängeln. Nur das Wetter wollte nicht so recht mitspielen: Fast alle Starter wurden Opfer der Regenschauer, einige kamen klitschnass ins Ziel oder rutschten gar auf dem glitschigem Untergrund weg. Einerlei: Der malerische Zieleinlauf direkt unterhalb der imposanten Kaiserpfalz entschädigte Läufer und Zuschauer gleichermaßen für ihre feuchten Shirts und nassen Socken.
Für Deutschland sprangen gleich zwei Goldmedaillen heraus: Michael Finkenstädt holte in der M45 den Titel, Helmut Conrad hatte in der M70 die Nase vorn. Die in sie gesetzte Hoffnung bestätigte auch Heidrun Finke: Die Läuferin des OLV Uslar gewann in der Klasse W55 die Silbermedaille und musste sich lediglich der Norwegerin Unni Strand Karlsen um elf Sekunden geschlagen geben.
„Ich bin erst einmal froh, dass ich jetzt eine Medaille sicher habe“, sagte Finke, die aber dennoch hungrig auf eine gute Leistung beim bevorstehenden Lauf über die Langdistanz ist: „Ich möchte auf jeden Fall noch einmal angreifen“, versicherte sie. Weder mit ihren Routenwahlen noch mit dem Wetter habe sie größere Probleme gehabt: „Ich glaube, unter den Bedingungen rutscht fast jeder – aber es ging gerade noch“, sagte sie. „Nur in den Kurven musste man etwas langsamer laufen.“
Ebenfalls Silber geholt und um nur drei Sekunden Gold verpasst hat Michael Thierolf in der Klasse M50. Ferner holte Ingo Horst in der M35 die Silbermedaille und Monika Depta in der W40 Bronze.
Während im Zielbereich unterhalb der Kaiserpfalz Attraktionen für Zuschauer angeboten wurden, zeigten sich auch im Goslarer Stadtkern Menschen interessiert an der Veranstaltung: Sie schauten aus ihren Fenstern, verfolgten gespannt die Läufer und informierten sich über Reglement und Ablauf der Sportart. Am frühen Abend stand schließlich eine Premiere der diesjährigen Weltmeisterschaften an: Die Siegerehrung! Sie wurde von einem Schulorchester begleitet.
Organisatorische Improvisation war gefragt, als auf der aufgeweichten Zielgeraden immer wieder Läufer stürzten, als sie versuchten, für den Zielstempel abzubremsen. Während fast alle Läufer die (im wahrsten Sinne…) „Ausrutscher“ mit Humor nahmen, wurden die Postenständer arg in Mitleidenschaft gezogen. Hin und wieder rauschte gar ein Teilnehmer hinein. Die Folge: Das Holz zerbrach. „Wir brauchen neue Ständer – und zwar viele“, forderte Mitorganisator Steffen Lösch. Keine fünf Minuten dauerte es, und schon war der Rasen im Zielbereich mit trockenen Sägespänen abgedeckt, die Zielposten waren im Boden fixiert. So konnten weitere Stürze auf ein Minimum reduziert werden. Die Quintessenz? Auch auf organisatorischer Ebene ist beim Orientierungslauf ein helles Köpfchen entscheidend…